Lang nicht gesehen

Nur die Freundschaft braucht nicht jene Selbstbestätigung, die der Liebe Kraft und Dauer schenkt. Weil sie im tiefsten unselbstverständlich ist – es gibt weder Trieb noch Grund, sich zu befreunden – erlangt sie mit der Zeit eine Selbstverständlichkeit, die auf Vergewisserung verzichtet und gelingen lässt, dass zwei, die sich lang nicht gesehen haben, dennoch einander begegnen, als seien sie gestern erst auseinandergegangen. Vergangenheit und Zukunft, Geschichte und Perspektive, Erlebtes und Erwartetes werden in der Freundschaft verdichtet zum Glück unmittelbarer Präsenz.