Lass dich nicht stören

Aus dem Alltag der paradoxen Kommunikation:
Sie setzte sich ein wenig abseits in den Garten, so, dass man sie sehen musste, jedoch mit dem Rücken zur Terrasse, auf der er sich mit seinem Gast ins Gespräch vertieft hatte. Das Buch, das sie mitnahm, blieb unaufgeblättert. An ihrem Telefon nestelte sie lustlos herum. „Lasst euch von mir nicht stören“, hatte sie im Vorbeigehen noch wie zum Gruß der kleinen Tischgemeinschaft bestellt. Die vertraute Unterredung erstarb unversehens. Nichts, dachten beide im Moment, wirkt als Irritation besser als dieser heuchlerische Satz. Sie wusste, dass sie störte, sonst hätte sie es nicht so gesagt. Er wusste, dass sie es wusste und ihn wissen ließ, es nicht zu bemerken, was ohnehin sinnlos wurde, als sie es bemerkt hatte: Lasst euch von mir nicht stören (die ich euch längst gestört habe, indem ich euch aufforderte, euch nicht stören zu lassen). „Du störst nie“, erwiderte er, indem er auf die schamlose Scheinheiligkeit eine passende Lüge draufsetze.