Nichts Halbes, nichts Ganzes

Zwitterformen sind die verlegenen Ausdrucksweisen in Übergangszeiten. Im Hybrid zeigt sich immer beides, die Unentschlossenheit, sich auf eine Sache festzulegen, die Entschlossenheit, es bei der herkömmlichen Sache nicht zu belassen. Es ist ein Aufbegehren wider traditionelle Antriebe oder Energienutzung, klassische Werkstoffe und Medien: Der Verbrennungsmotor erhält eine Aufwertung durch Batterietechnik und Elektroaggregate; die Solaranlage wird unterstützt durch eine Brennstoffzellenheizung; Stahlbauten bekommen glasfaserverstärkte Kunststoffverbindungen; die Festplatte wird durch einen Flashspeicher verstärkt – aber nicht ersetzt. Man zögert, ja schreckt zurück, das Alte durch Neues sofort in den technischen Ruhestand zu schicken, nicht zuletzt weil man den eigenen Zwiespalt, dem revolutionären Verfahren nicht ganz und gar zu trauen, in der Zwischenform angemessen repräsentiert sieht. Was das bedeutet? Hybride, deren Name einst abgeleitet wurde aus der Hybris, jenem über- und unmäßigen Hang, gegebene Grenzen nicht zu achten, und die in der Mythologie als Bastarde oder Zentauren die Welt beunruhigten, sind in Wahrheit die ständigen Begleiter eines Lebens, das nur so sein kann, dass es sich entwickelt. Und die Aufmerksamkeit, die eine Zeit auf solche Misch- und Kreuzarten legt, vom Kompromiss, dem etablierten Hybrid in der Kommunikation, bis zur aufkommenden gesellschaftlichen Sensibilität für ein drittes Geschlecht, kann allenfalls ein Indiz sein für die Empfindsamkeit gegenüber ihrer eigenen Bewegung. Es gibt nichts anderes als Übergangsphasen und Zwischenzeiten, wo der Mensch seiner Lebendigkeit begegnet.