Nulla dies sine linea

In einer Anekdote*, die Plinius der Ältere über den Maler Apelles erzählt, findet sich der Satz: Kein Tag ohne eine Linie. Daraus haben viele, vor allem die aus der Wörterzunft, das Maß ihrer Selbstdisziplin abgeleitet: im Schreibrhythmus zu bleiben, auch wenn es die Umstände kaum erlauben wollen. Der Künstler hingegen meinte das Gegenteil: die gewöhnliche Beschäftigung regelmäßig schöpferisch zu unterbrechen zugunsten jenes Strichs, der zum Tageszeugnis seiner kreativen Kraft wird. Das, was notwendig ist, wird erst gut, wenn es mehr als notwendig ist.

*Naturalis historia 35, 84