Ordnungssinn

Der Ordnungssinn ist eine Funktion des Raumgefühls. Das Wort „Räumen“ nimmt diese Grundbeziehung sinnfällig auf und spielt mit der Idee, alles müsse an seinen angestammten Platz, als gebe es ein Koordinatensystem, in denen Dinge sich fest verorten. Dabei verändert sich das Bedürfnis, Klarheit in der eigenen Umgebung zu schaffen, wie sich auch die Einteilung des Raums gelegentlich wandelt. Abhängig von der Tagesform, von Stimmungen oder Lebenssituationen empfinden wir Büchertürme auf dem Schreibtisch als notwendige Einhegung allzu fahriger Gedanken; dann wiederum erscheinen sie wie hohe Mauern, die den freien Blick hindern, als müsse er bis zum Horizont reichen und der Arbeitsort hat leer zu sein. Heute künden Manuskriptblätter auf dem Parkett von schöpferischen Stunden; anderntags nervt das papierne Chaos, die beschriebenen Versuchsseiten verschwinden in der Schublade, oft auf Nimmerwiedersehen. So viele Ordnungsprinzipien es geben mag, die Ordnung selber ist kein Prinzip.