Pflichtlektüre

Aus dem Tagebuch eines Lehrers: Virtuos im Deuten und Schreiben von Gefühlszeichen, empfindet eine ganze Generation das Lesen von Büchern nur noch als lästige Pflicht. Die Welt der Worte, in die sich zu verlieren Beglückung sein kann, wird verdeckt vom Übermaß an Buchstaben, zu deren Sinn vorzudringen Entzifferung voraussetzt. Schon die Ankündigung dieser symbolischen Anstrengung lässt sie aufgeben; zum Versuch der (Selbst-)Überwindung kommt es gar nicht erst. Nicht verstanden wird, dass man lesen muss, was man nicht gleich versteht, weil sich nur so verstehen lässt, dass und was zu lesen lohnt.