Posen und Posten

Im Infinitypool vor spektakulärer Bergkulisse baden fünf Nixen. Jede dieser frisch frisierten Frauen ist mit dem spritzgeschützten Smartphone ins Wasser gestiegen. Sie posieren. Eine nach der anderen stellt sich in den Winkel des Außenbeckens, dort wo das Sonnenlicht auf dem Gesicht sich perfekt mit den schneebedeckten Gipfeln vereint zu einem Bild von ausgesuchter Auffälligkeit. Gelegentlich wird die Flasche eines Kosmetikprodukts in die Kamera gehalten; andere Fotos fangen nur die wohlinszenierten Körper ein. Models bei der Arbeit? Es stört sie nicht, dass sie stören. Die anderen Gäste des Spas haben weniger Spaß und verziehen sich diskret in den Ruheraum. So geht das mehr als eine Stunde. Influencer? Nein, es sind schlicht Mädchen, die früh gelernt haben, das Verhalten der Postergirls zu imitieren, ihren Heldinnen nachzueifern in den Social Media-Portalen. Ihnen liegt nichts daran, das Solebad zu genießen, sondern sie spielen den Genuss nur; sie sind nicht da, auch wenn ob der ins Netz gestellten Fotos viele Zeuge davon werden, dass sie dagewesen sind. Der aktuelle Dreiklang des Erlebens lautet: Posen, posten und, nicht zuletzt, postulieren, dass möglichst eine Masse davon Kenntnis bekommt.