Prüfungsgespräch

„Das ist ja trivial.“
„So? Dann geben Sie mir doch mal die ungewöhnliche Erklärung für das Gewöhnliche.“
„Äh, das verstehe ich jetzt nicht.“
„Na, das Wort trivial steht für ,gewöhnlich’ und stammt von trivium, was wiederum im lateinischen Mittelalter die drei Wege bezeichnete, auf denen der Schüler sein Grundstudium bestritt: Grammatik, Rhetorik, Dialektik. Erst danach durfte er sich an die anspruchsvollen Fächer wagen wie Arithmetik oder Astronomie. Damit das Ungewohnte zur Gewohnheit werden konnte. Das nennt man Lernen.“
„Das war jetzt aber gar nicht trivial. Eher, um in Ihrem Erklärungsansatz zu bleiben: nicht allgemein bekannt, also auf der unteren Stufe des Studiums. Ihre Herleitung kam gewissermaßen aus dem quadrivium, der höheren Bildung. Oder, wenn ich es wagen darf: Das nennt man dann wohl oberlehrerhaft.“
„Nicht schlecht.“
„Lernen, sagen Sie, meint: das Ungewohnte zur Gewohnheit werden zu lassen. So könnte doch Lehren bedeuten, im Gewöhnlichen das Ungewöhnliche zu zeigen.“
„Mein Schüler.“
„Werden Sie jetzt bitte nicht trivial, Herr Lehrer.“