Reichlich begreiflich

In der ihr eigenen Radikalität hat Simone Weil die logische Schärfe herausgestellt, zu der auch die genaue Bestimmung gehört, wo der Verstand seine Grenze hat: „Das Unbegriffene verbirgt das Unbegreifliche“, schreibt sie. Und fügt hinzu: „Deshalb muss es beseitigt werden.“* Man nimmt den Exaktheitsgestus wahr, in dem auch der „Tractatus“ geschrieben ist und in dem Wittgenstein dem Mystischen schließlich einen Platz freigeräumt hat. Nicht vor der Zeit aufhören, ist der Anspruch; eine Sache kategorial und konsequent weiterdenken, die Aufgabe, bis es nicht mehr geht, nicht zuletzt um zu erkennen, was sich nur so sagen lässt, dass es nicht zu fassen ist. Das Staunen ist hier nicht am Anfang, sondern am Ende des Denkens verortet. Zu dieser Gedankenstrenge gehört aber auch, im Begriff das Unbegriffliche zu suchen, um die Worte nicht zu verlieren für das, was zwar nicht begriffen, aber beschrieben werden kann: Die Erzählung, das Metaphorische ist der sprachliche Ort der religiösen Erfahrung.

* Cahiers. Aufzeichnungen. Dritter Band, 340