Scheidungsrichter

So mancher Trennungsprozess, der sich über viele Jahre hinzieht und begleitet ist von schwergewichtigen Vorwürfen und abgrundtiefen Zerwürfnissen, kurz aufflackernden Zeichen der Versöhnung oder maßlosen Nachforderungen an Ansprüchen, entpuppt sich, je näher er auf den Termin zusteuert, an dem das Scheidungsurteil festgeschrieben wird, als ein einziger Schrei nach Befreiung: Mach der Sache, bitte, bitte, ein Ende!!! Gemeint ist aber weniger die Beziehung, deren Bruch nicht mehr zu heilen sein soll, sondern die innere Unentschlossenheit, das elende Hin und Her, die selbstzerstörerische Vielstimmigkeit der Bedürfnisse. Der Richter spricht die Erlösung aus, indem er den Prozess beschließt: die Entlastung, auch vom Partner, vor allem aber von der Unfähigkeit, sagen zu können, was man wirklich will.