Schön schlicht

Wie in der bildenden Kunst, in der Phasen des überwuchernden Ornaments von Zeiten abgelöst werden, in denen klare Formen vorherrschend sind, wächst gegenüber der politischen Kunst das Bedürfnis nach einfachen Lösungen im Maße, wie die öffentlichen Aufgaben immer unüberschaubarer werden. Der Unterschied ist nur, dass die hohe Schule des gestalterischen Verzichts das Substanzielle einer dargestellten Sache begründet, das Spiel mit der gesellschaftlichen Ignoranz hingegen die Substanzlosigkeit von simplen Gesinnungen offenbart – Wesentliches hier, das Unwesen dort. Ist einfach doch nicht gleich einfach? Alles kommt darauf an, dass das Schlichte den Schmuck nicht leugnet, sondern sich als dessen Vervollkommnung zeigt. Vom Leben indes zu abstrahieren bedeutet oft, vom Lebendigen abzusehen. Was das heißt? Jeder, der versucht hat, es sich in einem formvollendeten Bauhausmobiliar gemütlich zu machen, ahnt nach einer Weile stetig zunehmender Unbequemlichkeit, was die Differenz sein könnte.