Sensibelchen

Selten zeigt sich Freiheit entschlossener als in jenem Akt, in dem sie erstmals entscheidet, dass nicht alles, was einen Menschen angeht, ihn auch angehen muss. Nur weil die Welt drängelt und sich gelegentlich aufdrängt, muss man ihr nicht nachgeben. Die Empfindsamkeit unterscheidet sich von der Empfindlichkeit durch den Willen, sich vieles nicht zuzumuten. Vielleicht ist das die vornehmste Aufgabe der Freiheit: dass sie sich beschränkt. In der Grenzsetzung erfährt sich die Eigenständigkeit am stärksten. Zum Nein pflegt sie eine intensivere Beziehung als zum Ja.