Sinnesstrapazen

Zum Jahreswechsel in den Wochenzeitungen Listen. Aufstellungen über die besten Bücher der zurückliegenden Saison, die schönsten Kinofilme, die beliebtesten Restaurants, die frechsten Sprüche.

Hier eine Hierarchie der gequälten Sinne in der Bahn:
1. olfaktorisch (wochenalter Teppichmuff im Gang, das Burger-Menü, frisch ausgepackt kurz nach dem Zustieg, das schwere Parfum auf dem Pelz der schweren Dame eine Reihe weiter)
2. akustisch (nicht endende Trennungsgespräche am Telefon, inklusive aller Gefühlsausbrüche vom zärtlichen Säuseln, dem tränenerstickten Flehen bis zum Höhepunkt im Gebrüll)
3. taktil (der diskrete, aber verbissene Kampf um die Armlehne, die Kofferecke am Schienbein, die drängelnde, dampfende Bluse im Rücken kurz vor dem Ausstieg)
4. visuell (neben den verschmierten Tischen und verstopften Mülleimern besonders eklig: verätzte Türklinken am WC)
5. gustativ (testhalber zu empfehlen das warme Schinken-Käse-Baguette, der gastronomische Service der Bahn empfiehlt es auch)