Spontanheilung

Am Telefon klingt seine Stimme, als würde er alsbald aus dem Leben scheiden. Ihm gehe es überhaupt nicht gut, sagt er. Krank? Nein. Überarbeitet? Etwas. Die Beziehung? Er könne jetzt darüber nicht reden, heißt es lapidar. Die eigene Phantasie malt nach diesem knappen Gespräch nachtschwarze Szenen und schwankt zwischen jener Diskretion, die eine Einmischung verbietet, und dem jederzeit bereiten Gestus einer heilsamen Intervention. Zwei Tage später hält es die Sorge um das Wohlergehen des Freunds nicht mehr aus. Eine Kurznachricht: Und? Besser? Ja, kommt die Antwort prompt. Die Schwiegereltern sind abgereist.