Taxi, bitte!

Die heitere Fahrgemeinschaft nahm auf der Rückbank Platz, zwei Frauen, ein Mann in der Mitte. Deutlich hörbar hatten sie schon ein paar Klafter tief ins Glas geschaut. Das Gespräch drehte sich dennoch um die Arbeit. Wenn Molekularbiologen über das Altern reden, ist alles Verfall: die Zellteilung verlangsamt sich, die Hirnleistung schwächt sich ab, die Körperbehaarung wird dünner. „Das ist bei der Jugend anders heute; die Männer lassen sich zwar wieder einen Bart wachsen, dafür sind sie an anderen Stellen schon früh ganz kahl.“ Verstecktes Kichern im Fond des Fahrzeugs. Der Taxifahrer, für einen Berliner ungewöhnlich, hatte den Wagen bisher schweigend in Richtung Hauptbahnhof gesteuert. Plötzlich wendete er sich um: „Ich bin zweiundsechzig und leiste mir gelegentlich auch eine Intimrasur.“ Das Kichern erstarb abrupt. „Äh, wie meinen?“ „Na, ich dachte, Sie haben über den Hosenbart gesprochen. Der ist bei mir weg, so wie bei Ihnen.“ „Woher wollen Sie das wissen, was wir von Ihnen nicht so genau wissen wollten?“ Eine der beiden Frauen empörte sich leicht gekünstelt über das Niveau der Unterhaltung. Da erwiderte der Fahrer elegant: „Gnädige Frau, ich fand Ihr Gespräch eben so interessant, dass ich langsamer gefahren bin. Es tut mir leid, dass es jetzt schon zuende ist. Wir sind angekommen. Aber darf ich mir die Freude machen, Ihnen die Fahrt nicht in Rechnung zu stellen. Uns Berliner Taxifahrern wird ja immer nachgesagt, dass wir unablässig auf den Fahrgast einredeten. Das stimmt auch. Aber manchmal braucht man neue Geschichten, und Sie haben mir heute eine geschenkt. Ich hoffe, dass Sie Ihren Zug pünktlich erreichen.“