Ungeschehen machen

Politik sei, einem berühmten Satz zufolge*, die Kunst des Möglichen. Allerdings ist sie darauf beschränkt, geschehen zu machen, was man sich ausgedacht hat. Was aber, wenn den professionellen Ermöglichern unterläuft, was nie hätte gelingen dürfen? Den Beruf des Ungeschehenmachers gibt es nicht, so sehr man ihn sich manchmal wünschte. Da bleibt nur der Rücktritt als kleinlautes Eingeständnis, dass der Begriff „Kunst des Möglichen“ zuweilen eine düstere Färbung einnimmt, weil allzu offensichtlich ist, was alles unmöglich bleibt. Ungeschehen zu machen, was schon falsch gewesen ist, als man es sich ausgedacht hatte, vermag allenfalls die Verzeihung. Sie ist jene Geste, die es nie im Institutionellen geben kann, sondern die nur zwischen Individuen ihren Platz findet. Man könnte sie vorsichtig eine Kunst des Unmöglichen nennen.

* Das Wort wurde Bismarck schon zu dessen Lebzeiten zugeschrieben, stammt aber wohl vom Kämpfer für die politische Einheit, dem Historiker und Politiker Friedrich Christoph Dahlmann.