Väter

Väter sind jene Lebensfiguren, denen das größte Konstruktionspotential anhaftet. Wo gibt es sonst die Steigerung bis hin zum Übervater? Keine Übermutter, kein Überbruder, keine Überfreundin, allenfalls noch das peinliche Über-Ich, das eher quält als begeistert. Selbst dort, wo der Vater nach langen, enttäuschenden Auseinandersetzungen bei seinen Kindern unten durchrutscht, verrät die starke negative Einstellung ihm gegenüber als Gegenbild noch das, wovon man glaubt, sich verabschieden zu müssen, und erfährt, dass man es nicht recht kann. Es ist erst der Tod des Vaters, an dem meist erschüttert wie erleichtert Sohn oder Tochter erleben, dass sie in dieses Verhältnis allzu viel hineingelegt hatten: weil seine Endlichkeit als Verrat wahrgenommen wird an der Vorstellung, dass er, der gewiss wie kein anderer Auskunft geben konnte über den eigenen Anfang, auch ein Prinzip zu sein vermöchte.