Vertrauenstest, Vertrauensrest

Vertrauen lässt sich nicht testen. Es zu schenken bedeutet, einen Vorschuss zu gewähren, der zuverlässig darauf setzt, gerechtfertigt zu sein durch verlässliche Erwiderung. Wer die Probe macht, wie weit der Spielraum eigener Willkür dehnbar ist und was das gewährte Vorvertrauen aushält, der riskiert es im Ganzen. Das mag zu tun haben mit der Absolutheit dieser Art der Weltbegegnung: Sie kennt nur ein Entweder-Oder, gibt sich nie graduell. Ein Vertrauen auf Bewährung, ein Vertrauensrest, ein Gran Zutrauen ist immer schon durchsetzt vom Gegenteil. Es stellt sich vor als das, was es nicht sein kann: unbedingter Glaube ans Gelingen. Was daraus folgt? Schon das kleinste Privileg, das die Arglosigkeit und Freiheit von Kontrolle, die Annahme bester Absichten ausnutzt, gefährdet die Sache total. Ein Staat, der die Zumutungen an seine Bürger verbindet mit dem Werben um Einsicht und Anerkenntnis seiner Kompetenz, darf sich selber keine Ausnahmen genehmigen, will er nicht alles aufs Spiel setzen. Was Vertrauen am meisten schätzt, ist Konsequenz und Konsistenz.