Verzögerungen im Betriebsablauf

Der Gast hört die schneidende Stimme des Zugbegleiters schon von weitem durch das langgezogene Abteil drohend dringen: „Zugestiegene, die Fahrscheine“. Ihn kümmert es noch nicht, weil er vertieft ist in seine Lektüre und die paar Minuten lesen will, bevor er dann an der Reihe sein würde. Als sich der unfreundliche Kundenbetreuer vor seinem Sitzplatz aufbaut, überkommt ihn die Freude am gezielten Ärgernis. Er fühlt sich belästigt vom lauten Machtgestus des Kontrolleurs, der die Reisenden wie stutzige Untertanen anspricht. Und nestelt betont langsam in seinem Rucksack, als suche er das Ticket, von dem er genau weiß, in welcher Jackentasche es steckt. Der Schaffner wird ungeduldig. „Beeilen Sie sich mal ein bisschen.“ Den Fahrgast bringt das nicht aus der Ruhe. In der Zwischenzeit rollt der Waggon in den Bahnhof. „Wir sehen uns noch“, meint der Zugbegleiter, der sich an der Tür zu schaffen macht. „Gern“, erwidert der Passagier, der daraufhin sein Gepäck rasch greift, die BahnCard 100 sichtbar in der Hand, und am Diensthabenden grinsend vorbeistreift: „Sie nennen das, glaube ich, Verzögerungen im Betriebsablauf. Tschüs“, verabschiedet er sich.