Vor lauter Bäumen

In welchen Zeiträumen der Manager denn plane, fragt er. „Maximal fünf Jahre“, antwortet der Mann der Wirtschaft. „Und Sie?“ Verschmitzt erwidert er: „Mindestens zweihundert Jahre.“ „Jetzt verschaukeln Sie mich aber … In welcher Branche sind Sie denn tätig?“ „Ich bin Förster. Ohne die Vorstellung, dass die Gestaltung eines Walds erst sichtbar wird, wenn ich nicht mehr arbeite, geschweige denn lebe, geht es in diesem Beruf nicht. Die Früchte ernten spätere Generationen. Es ist ein ganz und gar unegoistisches Gewerbe. Aber wir nennen es auch Wirtschaft.“ Der Manager nickt still. „Unser Beitrag zur Ökonomie ist der Erholungsraum. Da müssen wir darauf achten, anders zu denken als geschäftlich. Wir arbeiten eher mit dem Unsichtbaren als mit dem Offenkundigen. Um das vielleicht zu verdeutlichen: Wenn Sie eine Wiese in den Wald setzen, ist sie in der Regel als Lichtung todlangweilig. Pflanzen Sie den Raum aber so, dass die Wiese um die Ecke geht, so dass Sie nicht sehen, wo sie endet, wird der Ort attraktiv. Das ist wohl der entscheidende Unterschied zwischen Ihrer Wirtschaft und der unsrigen: Wir wollen nichts zeigen, weil wir glauben, dass das allzu Augenfällige uninteressant ist. Wir verkaufen nicht, sondern verführen.“