Vorläufig

Nicht nur die Dramen haben ihren Wendepunkt. Auch deren Vorspiele. Der dritte Advent feiert den Täufer Johannes in seiner Rolle als Vorläufer und Vorbote des Weltenerlösers, dessen  Geburt ein paar Tage später in der Christenheit festlich begangen wird. In ihm spitzt sich zu, was Weihnachten meinen könnte. Offenbar war es nötig, einen Interpreten voranzuschicken, um Fehldeutungen von vornherein auszuschließen. Aber nicht nur das. Johannes trat vor allem auf als abstrakter Mahner, den eigenen Lebenslauf zu ändern – allgemein noch, weil die Richtung, in die es inskünftig gehen sollte, zu seiner Zeit nicht präzise erkennbar war. Vor der Lebensänderung steht die Sinnesänderung, so seine Worte. Der neuen Handlung muss eine neue Haltung vorausgehen. Unheimlich hingegen sind gut gemeinte Taten, ohne dass zuvor die Einstellung gewechselt wurde – eine Gesinnung, die sich fortan an zwei Prinzipien zu orientieren hat, welche sich wechselseitig begrenzen: an Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gleichermaßen. So ist der dritte Advent der große Trainingstag der Menschheit, an dem sie erprobt, ob sie fähig sein wird, sich auf einen Weg zu machen, der mit Fug menschlich heißen könnte.