Was passiert, wenn nichts passiert?

Wo immer in einer Erzählung sich Lücken finden, regen sie die Phantasie an. Auslassungen sind ein probates Stilmittel. Sie erzeugen, indem sie Zeitsprünge anzeigen, nachfassende Neugier, hinterlassen als Szenenwechsel die Frage, wie es weitergeht. Was geschah in der Zwischenzeit? So wollen wir es erfahren, möglichst genau. Auch in der Geschichte vom Los des Weltenerlösers, die dieser Tage allerorten gelesen wird, gibt es eine entscheidende Fehlstelle, der Tag nach seinem Tod bis zum Zeichen von dessen Überbietung in der Auferstehung. Warum diese Überbrückungsfrist? In der theologischen Tradition wird der liturgiefreie Karsamstag gefüllt mit allerlei Heldentaten in der Unterwelt, vornehmlich der Befreiung der gestorbenen Seelen aus der Höllenpein. Die überlieferten Texte kennen allerdings keine Dramen dieser Art. In den Zeugnissen herrscht Stille, die Ausdrucksform des Ernstes. Denn um den geht es letztlich als der alles bestimmenden Frage, was noch Realität genannt zu werden verdient angesichts eines Todes, der als überwunden beschrieben wird: Ist die Endlichkeit des Menschen und seiner Welt ernstzunehmen, wenn sie nicht mehr die letzte Wirklichkeit sein soll? Das zu bedenken, wird als Aufgabe an all jene gestellt, die schon auf morgen schauen.