Wer alles sieht, sieht nichts

Der Seher in der griechischen Tragödie ist blind. Was vor Augen liegt, bringt niemanden zum Staunen. Ein wacher Geist lebt von der Naivität; ein müder Kopf quält sich nicht mehr mit Fragen, sobald er meint, die schnelle Antwort zu wissen. Wenn der zweite Blick nicht mehr der Mühe wert ist, erscheint die Welt als eine öde Stätte. Wo ein Mensch aufhört, sich zu wundern, fängt er damit an, rechthaben zu wollen. Was wir am Ende sehen, hängt wesentlich an der Zeit, die wir uns für die Einsicht lassen. Wirklichkeit zeigt sich nur, wenn sie ausgesprochen wird.