Wettergefühl

Das Wetter – dieser April war der kälteste seit Jahrzehnten – kann sich nicht zeitgemäß erwärmen. Wie zu Beginn der Pandemie wochenlanger Sonnenschein die Menschen ins Freie lockte und über den Schock hinwegtröstete mit einem herzwärmenden Bilderbuchfrühling, so fröstelt in diesen Tagen den im Lockdown endlos verharrenden, dünnhäutigen Zeitgenossen schon beim Blick nach draußen. Mehr als ein meteorologisches Phänomen spiegelt das Wetter den Seelenzustand gelegentlich so präzise, dass die Frage nach den Grenzen hochkomplexer Wechselwirkungen aufkommt: Ist Wetterfühligkeit mehr als der Einfluss von Temperatur und Luftdruck aufs Gemüt? Zeigt das Wetter vielleicht gar selber Mitgefühl?