Wie ungerecht ist das Recht?

Der stillste unter den Triumphen, die nicht zur Schau gestellt werden, erzeugt den lautesten Schrei des Unmuts und der Ohnmacht. Es ist jene Art der formalen Unschuld, die genau weiß und von der die anderen tief ahnen, dass sie sich auf nichts berufen kann als das, im Wortsinn, unverschämte Glück, nicht ertappt worden zu sein. Jeder sieht es besser; und doch darf keiner sagen, an welchem Stecken der Dreck hängt. Solche starken Gefühle der Handlungslähmung haben zur Erfindung von Moral und Religion geführt, die mit ihren höchsten Instanzen der Gerechtigkeit, welche immer als ausgleichende vorgestellt wird, und des Gewissens der Schwäche des Rechts beizukommen suchen. Nur politisch dürfen sie nicht werden. Sonst gilt, was Nietzsche den frommen Eiferern ins Stammbuch geschrieben hat: Vor der Resignation kommt das Ressentiment.