Zersetzung

Die moderne Form der Kriegsführung ist eine symbolische. Sie greift die Grundkraft des Gegners an, aus der er seine Stärke ziehen könnte, die der Solidarität, und nutzt deren Schwäche aus, die der Komplexität. Mit gefälschten Nachrichten, Angeboten zur Kooperation, plötzlichen Verhandlungsvolten, Drohungen und Verführungen im unberechenbaren Wechsel, sät er Misstrauen zwischen das Volk und seine politischen Repräsentanten, zwischen Parteien und ihre Gremien, zwischen Staatenverbünde und ihre Organisationen. Das Ziel ist Vereinzelung. Dann bedarf es nur noch einer neuen Freundschaftsofferte, um die eigene Einflusssphäre dominant zu erweitern. Wer hinschaut, wird gegenwärtig Zeuge eines brillanten, groß angelegten strategischen Weltspiels mit dem Grundvertrauen von Individuen und Institutionen, das auf die Zersetzung von Gemeinschaften hinausläuft. Es bedarf keiner Waffen, keines Militärs: Wo das Misstrauen regiert, zerstört sich ein System selbst. Und er mag lernen, welche Art von Verantwortung man übernimmt, wenn man einander vertrauen will: Es ist stets die für den Vorrang von Wahrheit.