Zu Asche, zu Staub

Wenn nicht von vornherein jeder Anspruch, das eigene Leben zu ändern, von der Moral verniedlicht würde*, käme er der Seriosität dessen sehr nahe, was einst „Buße“ hieß oder zur Umkehr aufrief.

* Die Fastenaktionen der beiden Großkirchen, die am Aschermittwoch beginnen, stehen unter dem Motto „Mal ehrlich! Sieben Wochen ohne Lüge“ (ev.) und „Mach was draus: Sei Zukunft!“ (kath.). Als ob Wahrheit schon durch den Verzicht aufs Lügen zu entdecken sei. Was verdient, wahr genannt zu werden: die nackte Faktizität; oder das Mühen um Erträglichkeit? Eine Welt ohne Lüge und Selbstbetrug wäre genauso wenig auszuhalten, wie eine Welt nur schwer zu erdulden ist, in der dauernd getäuscht und gemogelt wird. Und als ob es nicht schon hart genug sei, dafür zu sorgen, dass Menschen eine Zukunft haben. Zukunft zu „sein“, so beglückend das sein mag, lässt sich allenfalls als ein Geschenk, als eine gnädige Begabung vorstellen, nie aber als das Ergebnis von dem, was man „macht“.