Zu Gast bei Schlitzohren

Nur wenigen Restaurants glückt jene gastfreundliche Schlitzohrigkeit, die den Besucher so effizient über den Tisch zieht und deren kleine Betrügereien so offenkundig sind, dass es ihm peinlich wäre, auf sie auch noch aufmerksam zu machen. In den Brotkorb wird mit Geschick mindestens ein altbackenes Stück diskret versteckt; das teure Tafelwasser in edlen Flaschen geöffnet serviert, es perlt so lebendig, dass es frisch aus der Zapfanlage kommen muss; am schorletauglichen Hauswein in der schönen Kristallkaraffe mangelt es nie, auch wenn er nicht bestellt wurde; auch an der Pasta gibt es nichts zu mäkeln. Kaum geordert, steht sie schon dampfend auf dem Tisch. Und wenn schließlich die Rechnung zu verlangen ist, so weiß der kundige Mittagsgast, dass der genannte Betrag regelmäßig um ein paar Euro zu hoch angesetzt ist, so dass er sich nicht grämen muss, zu wenig Trinkgeld hingelegt zu haben. Nirgendwo die große Oper wie beim Edelitaliener nebenan. Eher eine gutgeölte Schmierenkomödie. Er kommt gern wieder.