Zur Innenarchitektur des Lebens

Räume, die in den eigenen vier Wänden wenig genutzt werden, degenerieren mit der Zeit zu Abstellkammern, in denen der Unrat lagert, von dem sich zu trennen der Entschluss nicht fest genug war und den zu nutzen der Geschmack sich nicht hatte durchringen können. Da finden sich allerlei Geschenke, für die man schon immer keine Verwendung fand, aussortierte Erinnerungsstücke, die sich aus Gründen der Pietät nicht entsorgen ließen, nie beschlossene Plundersammlungen, schnell versteckte Fehlkäufe, Ramsch, Krimskrams, Schnickschnack. In diesen Nebenzimmern haben die Ballaststoffe des Lebens ihr Hausrecht. Das Ärgernis, sie nur verräumt, nie aber entsorgt zu haben, verkennt ihren Wert. Sie sind, gestehen wir es ein, so wichtig, wie sie überflüssig erscheinen. Gelegentlich wird das Stöbern im Trödel sogar belohnt, weil sich kleine Pretiosen (wieder)finden, die im Nachhinein das einstige Zögern vor dem Abfall rechtfertigen. So übernimmt das einst Nichtbeachtete die Aufgabe zum Hort zu werden für das, was später entscheidend sein mag, und kann es, weil über es nie das letzte Wort gesprochen wurde.