Zurückgeworfen

Es sind in der Entwicklungsgeschichte des Menschen stets die Phasen der Langeweile, in denen er auf (auch dumme) Gedanken gekommen ist und seine Daseinskultur dauerhaft bereichert hat. Was zur Zeit als shut down verordnet wird, Läden-, Schul- und Grenzschließungen, das Verbot von Großveranstaltungen, die Einschränkungen sozialer Kontakte, die Quarantäne und Empfehlungen, Grußformen zu ändern, diese Reduktion des Alltags kennen Religionen seit alters als heilsame Rituale im Fasten. Das nämlich hat immer mehr bedeutet als den kurzen Verzicht aufs Essen. Es verstand sich als ein Innehalten in der routinierten Lebensbewegung, als Zeit der Ablenkungsfreiheit und Konzentration aufs Elementare. Die Erfahrung lehrt, dass Menschen, die gelegentlich das gewohnte Tun und Lassen unterbrechen, ihre Vorstellungskräfte zur Unterscheidung einsetzen zwischen dem, was ihnen wesentlich erscheint, und dem vielen anderen, das als vernachlässigbar identifiziert wird. Es braucht wenig Einbildung, um sich für einen heilsamen Moment ein verändertes Miteinander zu denken unmittelbar nach dem Ende der Epidemie. Auf sich zurückgeworfen zu sein, ist eine Voraussetzung, um entschlossen voranzukommen.