Zwei Wochen, mehr nicht!

Der Umgang mit dem Unsichtbaren erlaubt kein reaktives Handeln. Nicht zu wissen, womit wir es genau zu tun haben und wann Vorsicht geboten ist, wann Erleichterung oder Entlastung erlaubt, diese abstrakte Gefahr, die tief einschneidende Wirkungen zeitigt, wird nur überwunden durch Disziplin, Selbstdisziplin. Zwei Wochen Abstand, jeder von jedem, zwei Wochen eine radikale Unterbrechung des Weltgeschehens, der Lebensgewohnheiten, der Bewegungsfreiheit, diese Zeit genügte, um das Virus verschwinden zu lassen. Es hätte keine Chance, sich zu erhalten. Das muss man sich klarmachen: Wir sind es, die dem Krankheitserreger zur Existenz verhelfen, und zu seiner zerstörerischen Macht. Niemand sonst. Zwei Wochen absolute Pause, sagen die Virologen; und die Welt erholte sich rasch. Ein kleiner Preis angesichts der Kosten, die die Pandemie jetzt schon verursacht hat. Im Testament, das zu lesen in die Tagen mehr denn je lohnt, findet sich der Satz: „Aber diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.“ (Matth. 17, 21) Es ist die Antwort des Weltenretters auf die Ratlosigkeit seiner Gefolgschaft, der nicht gelungen ist, einen Menschen zu heilen. Verwurzelt in der antiken Vorstellung von der Dämonisierung der Kranken, enthält das Wort mit dem Verweis auf Formen der Vereinzelung – jeder betet und fastet für sich – die Perspektive der Befreiung. Das Gespräch soll aufhören zu irrlichtern, nicht hier, nicht dort stattfinden, sondern still werden, theologisch: sich für einen längeren Augenblick auf Gott konzentrieren. Und die Lebendigkeit des Lebens soll für einen sinnvollen Moment auf das Notwendige sich reduzieren. Beten und Fasten, anders geht es nicht; in der säkularen Variante: unbedingt darauf setzen, dass es mit dem Abstand vom Alltag, mit heilsamer Distanz gelingt. Jesus diagnostiziert seinen Jüngern in dieser Geschichte Unglauben und spiegelt ihn an der bekannten Verheißung, dass der Glaube Berge versetzen könne. Es ist der Appell an das Vertrauen, das die einzige angemessene Entsprechung zum Unsichtbaren ist. Zwei Wochen, mehr nicht.