Zwiegespräch mit dem Schönen

Der Architekt empfiehlt dem Bauherrn, in das alte Haus zuvor „hineinzuhören“, um zu erfahren, wie es sich behutsam modifizieren und modernisieren lässt. Es ist ein Rat, der mit jener überkommenen Genie-Legende spielt, nach der die großen Skulpturen von den Bildhauern schon im rohen Marmorquader gesehen wurden, so dass es nur darum zu tun war, sie aus dem Stein mit Hammer und Meißel zu befreien. Als ob sich das Geheimnis des Schöpferischen so einfach auflöste. Was am Ende vielleicht anmutet, als habe hier einer mit großer Zurückhaltung in das Gebäude eingegriffen, die Materialien stimmig ausgesucht, die Temperatur des Raums ermessen, Spannungen so erzeugt, dass sie schließlich eine schöne Gestalt ergeben – all das ist das glückliche Ergebnis eines … ja was? In der Tat: eines Hinhörens. Aber oft eines Hörens auf sich. Und erst dann eines Hinsehens auf den Gegenstand. Und nicht zuletzt eines Eingriffs in beides, vielleicht sogar eines brutalen. Qualität, und um die soll es gehen, erschließt sich zwischen dem, was das Objekt fordert, und dem, was das Subjekt will. Sie ist das Resultat einer wechselseitigen Korrektur, eine Dimension eigenen Rechts: niemals nur Konstruktion, nie bloß Konservation.