Aus einer Sonntagnachmittagslektüre
„Wenn wir nun die Frage nach Naturell und Handlungsweise des heroischen Menschen stellen, so ist ein Punkt, der uns sofort auffällt, der, daß schon damals das allgemeine Motto für das ganze spätere Griechentum gegeben ist:
,Immer der erste zu sein und vorzustreben den andern‘. (Anm. Mit dieser Mahnung werden Glaukos und Achill von ihren Vätern in den Krieg gesandt.)
Dabei ist der Heros keineswegs ein Ideal der Menschheit. All sein Tun und seine Leidenschaft gehen bis an die äußersten Grenzen; seine Idealität liegt in seiner schönen und frischen Erscheinung; dagegen ist er nicht heimgesucht mit Edelmut, sogenannter Würde oder moralischer Vollkommenheit; er stellt die völlig ungebrochene und naive Selbstsucht der menschlichen Natur dar, so unbußfertig als möglich, aber groß und wohlwollend. „*
* Jacob Burckhardt, Griechische Kulturgeschichte IV, 31