Selten nur, zum Glück, ist das Erwachen auch ein Erschrecken. Sie fallen in solchen Augenblicken zusammen, so dass die Entscheidung nicht lohnt, ob dieses die unmittelbare Folge davon ist, dass der frische Blick in die Welt zum Entsetzen Anlass gibt, oder eine Traumsequenz mit jenem Aufschrecken endet, das sie noch nachwirken lässt. Schaut man derzeit in innen- wie außenpolitische Szenen, so muss man verblüfft feststellen: Es gibt ein Erschrecken, auf das das Erwachen allzu spät erfolgt, oder gar auf sich noch warten lässt.
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Was nicht geht
Wie immer wissen wir genauer, was nicht geht, anstatt präzise sagen zu können, was sein soll, und wie. Das hat schlicht damit zu tun, dass vor jedem Ja in der Regel ein Ausschlussverfahren stattfindet, das die angebotenen Möglichkeiten eingrenzt hin zu einer Entscheidung. Dennoch ist nicht selbstverständlich, dass sich aus der Negation eine Position ergibt. Das geschieht nur im höchst seltenen Fall einer strengen Alternative, von zwei sich wechselseitig ausgrenzenden Gegensätzen. Zum politischen Wahlkampf gehört die Auseinandersetzung mit dem Gegner. Problematisch wird er, wenn es dabei bleibt. Und die wichtigste Frage verlorengeht: Wer wollen wir sein? Wie wollen wir uns verstehen? Was verbindet uns? Worauf bauen wir? Und wohin wollen wir uns entwickeln?
Wenn, dann
Ein Wenn ohne ein Dann, soll in der Poesie das Verweilen im Status unerfüllter Sehnsüchte bedeuten. In der Prosa, die der Sprachlogik mehr gehorchen muss, ist das eine sinnlose Vorstellung. Die Bedingung fordert zwingend ihre Folgerung. Doch so manche Sehnsucht, von der sich von vornherein sagen lässt, dass sie nie gestillt sein wird, mag zwar unnütz und unergiebig sein. Das verhindert aber nicht, dass es sie beharrlich gibt.
Stark und schwach
Das, was die Demokratie stark macht, ist ihre größte Schwachstelle: dass sie eine Gesellschaft einen kann, ohne die Rücksicht auf den anderen aufgeben zu müssen. Autokratien opfern das Gebot der Rücksicht zugunsten des Prinzips der Einigkeit.
Ein Schriftsteller
Wer nicht an der Sprache leidet, ist kein Schriftsteller. Was aber bedeutet das: an der Sprache leiden? Es meint, ihren Anspruch, Welt wiederzugeben, im besten Fall: sie gar zu erfinden, nicht erfüllen können. Und dennoch dieses Ziel nie aufgeben zu können. Kein Wort reicht aus, um die Wirklichkeitsfülle wirklichkeitsgetreu nachzubilden, nicht ein einziger Satz sagt, was gesagt werden muss. Sie sind Verweise auf das Unausgesprochene und glauben nicht ans Unaussprechliche. Die Folge: viele abermalige Versuche, es zu besser behandeln, wieder ein Werk, das der Sache genauer zu entsprechen trachtet. Schriftsteller zu sein heißt: mit jedem Buch die Bedingungen und die Gründe für dessen Fortsetzung zu liefern. Bis irgendwann der Leser befindet: Es reicht. Das wird nichts mehr.
Du hast die Wahl
Vielleicht ist der wichtigste Grund, wählen zu gehen, ein negativer: Es gilt zu verhindern, dass jene gewinnen, die davon profitieren, dass viele nicht wählen gehen.
Nicht zu kaufen
Die Währung, durch die alles reicher wird, ein Reichtum aber, der sich nicht erwerben, nicht vererben lässt, sondern unverdientes Geschenk ist: Sinn.
Geschichtsfälschung
Aus einer Sonntagslektüre
„Mit dem Marxismus hat der Hitlerismus wenigstens eines gemein: den Anspruch, die gesamte Weltgeschichte aus einem Punkt zu erklären: ,Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist eine Geschichte von Klassenkämpfen‘, heißt es im Kommunistischen Manifest, und ganz entsprechend bei Hitler: ,Alles weltgeschichtliche Geschehen ist nur die Äußerung des Selbsterhaltungstriebes der Rassen.‘ Solche Sätze haben eine große Suggestionskraft. Wer sie liest, hat das Gefühl, daß ihm plötzlich ein Licht aufgeht: Das Verworrene wird einfach, das Schwierige leicht. Sie geben dem, der sie willig akzeptiert, ein angenehmes Gefühl von Aufgeklärtheit und Bescheidwissen, und sie erregen außerdem eine gewisse wütende Ungeduld mit denen, die sie nicht akzeptieren, denn als Oberton schwingt in solchen Machtworten immer mit: ,… und alles andere ist Schwindel.‘ Man findet diese Mischung von Überlegenheitsdünkel und Unduldsamkeit gleichermaßen bei überzeugten Marxisten und bei überzeugten Hitleristen. Aber natürlich ist es ein Irrtum, daß ,alle Geschichte‘ dies oder das sei. Die Geschichte ist ein Urwald, und keine Schneise, die man hineinschlägt, erschließt den ganzen Wald. In der Geschichte hat es Klassenkämpfe gegeben und Rassenkämpfe, überdies Kämpfe (und das häufiger) zwischen Staaten, Völkern, Religionen, Ideologien, Dynastien, Parteien und so weiter und so fort. Es gibt überhaupt keine denkbare Menschengemeinschaft, die nicht unter Umständen mit einer anderen in eine Konfliktsituation geraten kann – und irgendwann, irgendwo in der Geschichte auch geraten ist. Aber die Geschichte – das ist der zweite Irrtum in solchen diktatorischen Sätzen – besteht nicht nur aus Kämpfen. Sowohl Völker wie Klassen, um nur von diesen zu reden, haben weit mehr geschichtliche Zeit im Frieden als im Kriege miteinander verbracht, und die Mittel, mit denen sie das geschafft haben, sind mindestens ebenso interessant und historisch erforschenswert wie die Ursachen, die sie immer wieder einmal kriegerisch haben zusammenstoßen lassen.“*
* Sebastian Haffner, Anmerkungen zu Hitler, 109f.
Das Missverständnis der Mächtigen
Man muss nur lang genug mit der Angst regieren – mit dem Effekt, dass sich etwas bewegt –, bis die Angst selber regiert – mit dem Effekt, dass alles gelähmt ist.
Geheimnis
Die Liebe macht das Unsichtbare sichtbar, aber als ein Entrücktes.
Störgefühl
Allen Parteien ist trotz aller Unterschiede in den politischen Programmen eines gemeinsam: Bei der Lektüre ihrer Wahlschriften oder in der Vorstellung ihrer Kandidaten findet sich immer der eine Punkt, der trotz vieler vernünftiger Analysen und Vorschläge, die Probleme zu lösen, hier wie dort Anlass ist zu sagen – die kannst du nicht wählen. Und nun? Demokratie bedeutet, die Stimme zu erheben, wenn man meint, sie nicht abgeben zu können.
Wettrüsten des Wahnsinns
Die Welt im Zeitalter der imbalance of power, der Unwucht in den Machtverhältnissen: Irre überbieten sich täglich mit neuen wahnwitzigen Ideen, abseitigen Vorstellungen, absurden Aktionen, nur um im Wettstreit um den Superlativ des Sinnlosen ganz oben zu stehen. Es gibt nur eine Chance, aus diesem verhängnisvollen Kreislauf aus kritischen Kapriolen herauszukommen: Das Publikum muss sich gelangweilt abwenden.
Was haben wir im Angebot heute?
Wenn das Warenangebot nicht den Qualitätsansprüchen entspricht, tritt der Kunde in den Kaufstreik. Was, wenn das Angebot an Politikern oder politischen Programmen nicht dem genügt, was der Wähler sich erhofft? Es müsste in einer Demokratie die Pflicht zur Neuwahl mit anderen Kandidaten geben, solange die Nichtwähler in der Mehrheit sind. Ob das hülfe? Die Offerte, sich delegieren zu lassen, existiert ja schon, nicht als Pflicht, aber vielleicht als Verpflichtung.
Das, was fehlt
Es gibt Menschen, die sehen in allem, was ist, zugleich das, was fehlt, in jeder Anwesenheit erkennen sie den Mangel. Das ist ein großes Talent. Aber alles kommt darauf an, wie sie es ausdrücken: als Anspruch und Ermutigung oder als Enttäuschung und Ablehnung.
Was dem Menschen nicht steht
Dummheit ist auch ein ästhetischer Fauxpas. „Überhaupt steht dem Menschen alles, nur das Verkehrte, Dumme und Halbschlächtige nicht“, schreibt Thomas Mann.*
* Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, 203
Kranker Menschenverstand
Eine „Revolution des gesunden Menschenverstands“ hat der amerikanische Präsident ausgerufen, nicht nur wider wokeness als Leitkultur. Seine Berufung auf das, was seit alters der „gemeine Verstand“ heißt und sich als sensus communis, als Gemeinsinn, einen politischen und moralisch guten Namen gemacht hat, wurde allerdings schon früh und zurecht mit Vorsicht wie Skepsis bedacht. So beginnt der Philosoph René Descartes seinen „Discours de la Méthode“ zwar, indem er bemerkt, dass dieser bon sens „die bestverteilte Sache der Welt“ sei, aber, bemerkt er, nicht zuletzt der Unmenge an Unsinn, Täuschung und Lüge wegen genüge es halt nicht, „gesunde Geisteskräfte zu haben“. Die Hauptsache sei vielmehr, „sie gesund zu gebrauchen“.* Und genau daran fehle es allenthalben. Man kann mit gesundem Menschenverstand die Welt krank machen.
* Discours de la Méthode 1.1
Regierungswechsel
Was das Land wirklich veränderte: wenn das Misstrauen nicht mehr regierte.
Wir sind geschafft
Nie darf es ein demokratischer Rechtsstaat so weit kommen lassen, dass Radikalität das einzige ist, was eine Problemlösung zu sein verspricht. Das geschieht immer dann, wenn Verfahren nicht mehr helfen, weil eine Situation derart verfahren ist, dass anders als über Rechts- und Tabubrüche aus ihr herauszukommen unmöglich zu sein scheint. Nicht Besonnenheit als wahltaktischer Gestus, sondern Besinnung auf den Ernst der Lage ist gefordert, der vor allem einen Namen hat: Überforderung.
Richtig falsch
Auch wenn eine richtige Sache nicht falsch wird, nur weil die Falschen ihr zustimmen, kann es richtig falsch sein, den Falschen an einer richtigen Sache die Gelegenheit zu geben, vor allen sich wie die Richtigen zu präsentieren. Es ist genauso falsch, das Richtige den Falschen zu überlassen, wie es nicht richtig ist, den Richtigen Falschheit zu unterstellen. Im falschen Licht können sogar richtige Sachen, und die, die im Recht sind, ganz und gar falsch erscheinen, ohne falsch sein zu müssen.
Zerrissen
Es ist eine vertrackte Situation: Dasselbe Maß, das ich an Naivität nötig habe, um überzeugt zu sein, dass sich die Welt noch zum Guten verändern lässt, brauche ich an Zynismus, um jene zu bekämpfen, die das verhindern wollen.
Staat und Gesellschaft
Ein Staat, dessen Politik auch dann nur reagiert, wenn sie meint voranzugehen, hat die Gesellschaft verloren, die in ihrer Entwicklung für ihn immer einen Moment zu schnell zu sein scheint. Es ist eine der vornehmsten Aufgaben der Regierung, die Zeiten, die Handlungs- und Denkgeschwindigkeiten zu synchronisieren zwischen den Bürgern und ihren Repräsentanten. Ist sie zu schnell, endet das in Überforderung; agiert sie zu langsam, nimmt sie keiner mehr ernst.
So nah, so fern
Aus dem noch ungeschriebenen Groschenroman
„Und ihr, wollt ihr noch sitzenbleiben? Oder darf ich mal die Rechnung bringen?“ Die Frage des Patrons hatte einen leicht ungeduldigen Unterton. Gewiss, vor einer guten Stunde hatten die Kellner mit dem Aufräumen begonnen. Die Tische waren gewischt, das unbenutzte Gedeck wieder in den Schrank sortiert. Alle anderen Stühle hingen kopfüber mit ihren Lehnen an der Kante wie leblose Hasen nach der Jagd zum Ausbluten am Haken. Schon zweimal war das Licht kurzzeitig ausgeschaltet worden; ein diskretes Zeichen zum Aufbruch. Dann war das Personal gegangen. Aber die beiden hatte es nicht gekümmert. Vielleicht hatten sie es nicht einmal bemerkt. Die Teller auf dem Tisch, längst abgetragen; die Gläser, fast leer; Besteck, beiseite geschoben. Er schaute den Patron an, fast vorwurfsvoll, dass er die Intimität des Gesprächs mit einem so gewöhnlichen Thema gestört hatte. Sie flüsterte: „Ja, lass uns zahlen. Wir finden schon noch was, wo wir uns hinsetzen können.“
Doch dann kam der Restauranteigner nicht mit der Rechnung, nicht mit dem Kartenleser. In der rechten Hand hielt er einen Schlüssel. „Schließt ab, wenn ihr aufbrecht. Im Regal steht noch genügend Wein. Wasser findet ihr im Kühlschrank hinter der Theke. Wir sehen uns morgen.“ Sprach’s, legte den Schlüssel auf die noch unbenutzte Serviette und verschwand.
Damit hatten sie nicht gerechnet. Das Gespräch, das stundenlang wie von selbst sich fortgezeugt hatte, stockte fortan. Inzwischen war es halb zwei geworden. Alles um sie herum schien viel präsenter zu sein, weil kein Klappern, kein Gebrabbel, kein Schimpfen aus der Küche mehr zu hören war. Nur das Eisfach und der Kühlschrank brummten in leichtem Vibrato. Er spürte plötzlich den Raum, ließ sich ablenken von einem entfernten Martinshorn draußen in einer der Straßenschluchten, spielte verlegen mit dem Schlüsselbund. „Entschuldige, aber was hattest du gesagt, bevor wir unterbrochen wurden?“
Sie schaute ihn an, erst erstaunt, dann allerdings legte sich ein feines Lächeln über ihren großen Mund, den er so gern küssen wollte, sich aber nie zu berühren von sich aus trauen würde. „Keine Ahnung.“ Natürlich wusste sie noch genau, was seine letzten Sätze gewesen waren, bevor der Hauspatron sich einschaltete in ihre Unterhaltung. Aber so einfach wollte sie es ihm nicht machen. Beziehungsstatus, darum war es die ganze Zeit gegangen. Nicht ihren, nicht seinen. Sondern um die Art der Beziehung, die sie beide, nun schon etliche Jahre, führten. Was das eigentlich sei? Sicher keine Bekanntschaft. Aber Freundschaft? Zwischen ihm und ihr? Vielleicht. Freundschaft Plus, das Berliner Modell aus Vertrautheit und lockerem, unverbindlichem Sex? Niemals. Dazu eigneten sie sich nicht. Sie hatten beide ein Talent für den Ernst, gelegentlich zur Schwere, in Liebesfragen zur Endgültigkeit, auch wenn jeder darin auf seine eigene Weise schon gescheitert war. In der Liebe hat das Absolute, das war ihre psychologisch geschulte Überzeugung, einen Hang zum Wiederholungszwang. Am besten und schönsten waren die Tage über die lange Zeit, die sie sich kannten, in denen das alles kein Thema war.
Gab es die überhaupt? Hatte er nicht stets das Gefühl, dass zwischen ihnen hügelweise Unausgesprochenes stand? Und sie, die besser war im An- und Aussprechen, den Eindruck, dass Unaussprechliches immer seltener die Form fand, in der es bei sich bleiben konnte wie in den Momenten, da sie Musik hörten, vorzugsweise skandinavischen Jazz, weniger Blues, mehr Romantik, wie das Trio des schwedischen Pianisten Bobo Stenson.
„Wie: Keine Ahnung? Du weißt doch genau, worüber wir gesprochen hatten. Und ich weiß es auch. Ich wollte endlich wissen, ob du einen Namen hast für die Weise, wie wir uns …“
„Sprich nicht weiter“, beschwor sie ihn und hielt ihm den Zeigefinger auf den Mund. „Das ist nicht gut, ein Geheimnis einzufangen, indem man ihm einen Begriff gibt.“ Er schwieg. Sie schwieg. Beide sagten minutenlang nichts. Dann flüsterte sie, kaum vernehmlich: „Es ist Liebe.“ Und erschrak im selben Moment, weil dieses Wort allergrößter Nähe zugleich der Ausdruck einer Ferne war, von der sie wusste, dass sie sich nie überbrücken ließe.
Plötzlich hörten sie ein Klopfen …
Abgehustet
Vor fünf Jahren ist das COVID-Virus ausgebrochen. Der Philosoph Bernhard Waldenfels hatte dazu im Jahr 2020 einen Essay geschrieben, den er beschloss mit drei Konklusionen zur Sache. Aus einer Samstagnachmittagslektüre
„1. Antworten besagt wenig, wenn man lediglich zur Antwort gibt, was man selbst oder ein anderer schon weiß. Tritt Neuartiges auf, so fehlt es an fertigen Antworten, Antworten sind zu erfinden. Dabei erfinden wir nicht, worauf wir antworten, wohl aber das, was wir zur Antwort geben. In diesem Sinn sind Antworten auf je spezifische Weise kreativ und innovativ.
2. In Goethes Tasso heißt es: ».. gab mir ein Gott zu sagen, was ich leide«. Was besagt dieser schlichte Satz? Eine pathologische Betrachtung, wie sie von Jacob Burckhardt empfohlen wird, bedeutet nicht, daß man bloß über das Leiden redet oder gar dem Leidenden sein Leiden ausredet, sie besagt vielmehr, daß man als Zeuge vom Leiden her redet, indem man ihm sein Ohr leiht und eine Stimme verleiht, sei es im Beiwort der Anteilnahme oder im im Nachwort der Erinnerung.
3. Wir kennen das alte Sprichwort: πάθει μάθος, durch Leiden lernen. Die Erwartung, die sich darin ausspricht, wird oft genug enttäuscht oder mißverstanden. Wenn wir durch Leiden lernen, so besagt dies nicht, daß wir das Leiden erlernen wie eine Lektion: Lernen ist kein Allheilmittel, Erfahrung kein unaufhaltsamer Lernprozeß, Leiden und Mitleiden kann man so wenig lernen wie Erstaunen und Erschrecken. Auf Fremdes, das uns als Pathos widerfährt, kann man nur antworten, man kann es nicht endgültig beantworten und nicht lösen wie ein verwickeltes Problem.“*
* Globalität, Lokalität, Digitalität, 209
Gefühlsecht
Es gibt Lebenssituationen, die von der Sprache eine Tiefe verlangen, die sie nicht erreicht, ohne religiös zu werden. Wenn professionelle Trauerredner, Meister der Spiritualität oder bigotte Pastoren auf der Klaviatur der Gefühle spielen, so verschleiert dieses inszenierte Beschwören von Emotionen nicht selten den Mangel an Geist, der allein der Sache angemessen wäre.