Tag: 8. Juli 2024

Weitblick

Die Faszination, so weit blicken zu können, dass sich das Auge verliert, hat mit einer Entlastung zu tun, die mit der Horizontsicht stets einhergeht: mit der Auflösung der Realität ins so Unpräzise, dass sie alles Bedrängende verliert und die Grenze zur Traumwelt berührt. Weil man sich angesichts der Ferne viel denken kann, muss man sich gar nichts denken; es ist ja (noch) zu weit weg. Der Wanderer, der vom Gipfel ins Ungemessene schaut, der Meeresgast, der übers Wasser seinen Blick schweifen lässt, bis dieser den Unterschied zum Firmament kaum mehr auszumachen vermag, sie erfahren beide die Freiheit, die darin liegt, es nicht so genau bestimmen und wissen zu können. Es ist deren unangestrengteste Variante: die Freiheit der Ignoranz.