Ein Kennzeichen unserer Zeit ist die Unmäßigkeit, ja Totalität von Ansprüchen. Das reicht nicht nur in die wirtschaftliche Dominanz des Leistungsgedankens; es meint auch weniger so manche ungezügelte Forderung junger Menschen ans Leben, von dem sie, selber passiv, erwarten, dass es sie angemessen unterhält, im Doppelsinn: Unterhaltung bietet und Unterhalt. Die ungeheure Wucht von Ansprüchen verdichtet sich vor allem dort, wo das gegenwärtige Handeln ein radikales Verlangen künftiger Generationen mitbedenken muss, sich leiten lässt von Menschen, die noch nicht geboren sind, bei der Beschränkung des Ressourcenverbrauchs, angesichts von Investitionen in Klimaneutralität, nicht zuletzt im Kampf wider den Egoismus derer, die jetzt leben. Eine solche Herrschaft von nicht zuletzt abstrakten Ansprüche setzt voraus, dass man fähig ist, sich dem anderen verstehend zu öffnen, sich in seine Position hineinversetzen zu können. Und das um einer Generation willen, der genau diese Haltung weitgehend abgeht.