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Jüngst forderte Dieter Zetsche, der Vorstandsvorsitzende von Daimler, eine ethische Debatte über Roboterautos. Es müssten Algorithmen gefunden werden für jene selbststeuernden Fahrzeuge, die automatisch funktionierten, sobald ein Kind auf die Straße laufe. Wohin soll der Wagen manövrieren, wenn jedes Ausweichen Personen gefährdete? Der Manager beschreibt den klassischen Fall einer tragischen Situation. Gleich, wie ein Mensch sich entscheidet, sind die Folgen schrecklich. Ob es dafür digitale Programme geben kann? Und wem ließe sich die Verantwortung zuschreiben, wenn Prozessoren zum Kalkül machten, was den Menschen verzweifeln lässt? In den Grenzräumen des Lebens scheint die Übersetzung eines Problems in die Logik nicht zu funktionieren. Nicht ohne Grund sind es literarische Formen, die dem menschlichen Drama prinzipieller Verlegenheit eine allgemeine Darstellung ermöglichen. Wo sich eine vertrackte Lage nicht in ein Emtweder-Oder auflösen lässt, versagt das Digitale. Tragödien und Komödien müssen erzählt werden als Geschichten, in denen Menschen einander nie tiefer begegnen als im Raum der dunklen Verstrickungen und kaum näher kommen als dort, wo der Doppelsinn sie zum Lachen bringt.