Tag: 5. Oktober 2017

Die Tiefen der Oberfläche, das Oberflächliche der Tiefe

Eine der wichtigsten Unterscheidungen, die wir im Leben lernen, ist die zwischen Innen und Außen. Sie bestimmt, was wir am Ende als unsere Identät ausgeben, was zu uns gehören soll oder fremd bleiben. Schmerzhaft erfahren wird sie zunächst an uns selbst, von dem lichten Moment an, da wir erkennen, dass alles, was an uns Erscheinung ist, am schnellsten zu vergehen scheint: Kraft, Körperspannung, Schönheit. An der raschen und merklichen Veränderung des eigenen Äußeren erkennen wir in der Regel zuerst, was es bedeutet, nichts festhalten zu können. So dass wir ins Innerste zu retten versuchen, dem wir heimlich Unsterblichkeit wünschen. Nicht zuletzt soll die Seele ja dort beheimatet sein, die Hoffnung ohnehin, die zuletzt stirbt, die unantastbare Personenwürde und die kaum beschreibbare Persönlichkeit. Was wir Tiefe nennen, ist wohl nichts als eine Flucht vor der unerbittlichen Gewalt der Zeit.