Alle (vier) Jahre wieder

Unter den vielen Irritationen und dem starken Befremden, das diese Weltmeisterschaft auslöst, gehört die kalendarische zu den kleinen. Und doch weiß jeder, dessen Zeitrhythmus einmal jäh unterbrochen wurde, wie tief sich die Konfusion eines solchen unterschwelligen Gleichmaßes ausdehnt in fast alle Lebenskreise. Schon Nachmittagsspiele gefährden mehr als nur die durch zwei Stunden unterbrochene Arbeitsintensität, wie viel erst die Kollision von Adventstee und Achtelfinale, betrieblicher Weihnachtsfeier und Fanfest, lichthupendem Autokorso und Kerzenschimmer, Katerstimmung und Vorfreude. Wir werden es noch spüren. Der in diesem Jahr gestorbene spanische Schriftsteller Javier Marías schreibt: „Wir Fußballbegeisterten verfügen über eine zusätzliche Maßeinheit für die Zeit, über die wohl kein anderer Mensch verfügt: die alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften.“ Und er beendet den kleinen Text über „die rasenden Ewigkeiten“ mit einer Beschwörung, die ihn nicht mehr berührt: „Denn so alt wie ich jetzt bin, wäre es völlig unerträglich, wenn die Weltmeisterschaft so eintönig und unbemerkt vorüberginge wie manchmal vier Jahre im Leben eines erwachsenen Menschen.“*

* Alle unsere frühen Schlachten, 93.96