Anregung, Erregung

Keine Kunst ist so sehr angelegt auf den Widerhall, der mit dem schlichten Echo nicht verwechselt werden darf, wie die Musik und die Architektur. Sie affizieren den Menschen, indem sie ihn einnehmen und aufnehmen in Räume, Atmosphären, Stimmungen, denen er weniger durch Reflexion entspricht als durch Anregungen des Eigenen. Nicht ohne Grund sucht das Denken sich Umgebungen, in denen es, sanft erregt von harmonischen Tonfolgen oder eingehüllt von einem spannungsreich gestalteten Ort, sich zu Höchstleistungen aufschwingt. In einem Dialog zwischen Sokrates und Phaidros schreibt Paul Valéry von der tiefen Verwandtschaft der Architektur und der Musik mit uns: „Es gibt also zwei Künste, die den Menschen in den Menschen einschließen, oder vielmehr die das Wesen einschließen in sein Werk und die Seele einschließen in seine Handlungen und in die Ergebnisse seiner Handlungen … Die Musik und die Architektur lassen uns an etwas anderes denken als sie selbst.“*

Eupalinos oder der Architekt, Werke 2, 35.37