Aus tiefstem Herzen

Nicht wenige Entschuldigungen, die nach einem allzu dummen Fauxpas „aus tiefstem Herzen“ öffentlich abgegeben werden, lassen das Publikum allenfalls in das sehen, was es in der Tiefe des Herzens immer schon vermutete: dunkle Abgründe. Aus denen dringt, als sei es das verzerrte Echo auf eine alltagsrassistische oder sonst moralisch unkorrekte Bemerkung, die kurz zuvor für mediale Empörung gesorgt hatte, reflexartig das hohle Sorry, das sich nicht zu schade ist, die Bitte um Vergebung routiniert zu instrumentalisieren. So entleert die Sprache sich selbst von Sinn und Bedeutung, indem sie immer mehr Wortverbindungen aus dem Verkehr zieht.*

* Vgl. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, § 500