Chirurgisch

Die zynisch geschönte Vorstellung, die sich in der Wendung „chirurgische Kriegsführung“ ein Bild bastelt von einer militärischen Auseinandersetzung ohne Schäden in der Zivilbevölkerung, bereitet dennoch vor, was künftig denkbar ist: Gewalt, die nicht sichtbar ist, Zerstörung, die symbolisch wirkt, Überwindung durch Drohung, Waffen, deren Überlegenheit darin besteht, dass der Gegner sie nicht versteht, der Verzicht auf Frontlinien, die Vernichtung des Aggressors, nur indem seine zentralen Figuren ausgeschaltet werden. Der herrschende Krieg erscheint wie ein letztes nihilistisches Aufbäumen des Zeitalters der Explosion, in dem Autos mit Verbrennungsmotoren gebaut und die Wahnsinnswirkung von Wasserstoffbomben getestet wurden. Vom medialen Talent des Verteidigers abgesehen ist dieser Flächenkonflikt mit seinen Gräueln so entsetzlich wie aus der Zeit gefallen. Die vielbeschworene Zeitenwende stellt er selber nicht dar; er mag sie ankündigen. Künftige Kriege machen nicht mehr dem Erdboden gleich, was eine digitale Industrie im stellvertretenden Sprachbild fast sentimental „bricks & mortar“ nennt. Sie schalten aus und schalten ab.