Des Frommen Wille ist sein Himmelreich

Das Verfahren ist in Wirtschaft und Politik bestens erprobt: Wenn eine Sache nicht befördert werden kann, ändert man einfach die Regeln und schafft die lästigen Hindernisse ab. Der vormalige Papst Johannes Paul II., seit heute ein offiziell anerkannter Heiliger, hatte nicht anders gehandelt. Unter ihm wurden im Jahr 1983 die Bedingungen für eine Kanonisierung erheblich erleichtert. Statt der üblichen vier Wunder musste künftig nur noch eines nachgewiesen werden im kirchenrechtlichen Prozess der Heiligsprechung. Solch ein Mirakel lässt sich immer finden, wenn der Volkswille es darauf ankommen lässt. Dieser hat nun nicht gezögert, dem früheren römischen Bischof für dessen Entgegenkommen zu danken. Schon kurz nach dem Tod von Johannes Paul II. wurde gefordert, ihn in die katholische Ahnengalerie zu erheben. So wurde der polnische Papst zwar der vornehmste Profiteur seiner Verfahrensänderung. Aber der eigentliche Gewinner dieser Regelwandlung ist die Weltgemeinde, die staunt, wie einfach es geworden ist, fromme Wünsche durch die Ernennung eines neuen Schutzpatrons befriedigt zu bekommen. Sie hat ihre jüngste Machtformel beherzigt: Unser Wille geschehe, wie auf Erden so im Himmel.