Die Vernunft der Unvernunft

Nur wer vernünftig ist, kann unvernünftig sein. Das ist kein Widerspruch. Wenn einer Blödsinn redet oder abwegig handelt, hören wir ja nicht auf, seiner Einsichtsfähigkeit die Kraft zuzutrauen, den Irrtum zu korrigieren. Was aber, wenn Sturheit, Verstocktheit, Dickköpfigkeit oder Dumpfbackigkeit dieses Talent zur Umkehr verschütten? Dann kann, in relevanten Angelegenheiten, der Zwang nicht mehr zwanglos sein, wie Habermas das kommunikative Handeln beschreibt*, das sich in einer Theorie der Demokratie aufgehoben weiß. Nicht logische Regeln oder erhabene Inhalte zeichnen die Vernunft aus, sondern die Offenheit, sich von Ihresgleichen infizieren zu lassen.

* „Argumente sind Gründe, die einen mit konstativen oder regulativen Sprechakten erho­benen Geltungsanspruch unter Diskursbedingungen einlösen und damit Argumentations­teilnehmer rational dazu bewegen, entsprechende deskriptive oder normative Aussagen als gültig zu akzeptieren.“ – Faktizität und Geltung, 276