Drohung oder Versprechen

Zu jeder wirkungsvollen Drohung gehört das Doppelspiel mit Ungewissheit und Sicherheit: Was geschehen wird, soll weitgehend offenbleiben – „unvorhersehbare Konsequenzen“ –, solange nur eindeutig bestimmt ist, wann es zu geschehen hat. Das Gegenläufige funktioniert aber auch: dass die Kampfansage die Folgen präzise beschreibt, ohne genau zu sagen, zu welchem Zeitpunkt sie eintreten werden. Der Reiz auszutesten, wo die Grenze zum Eingriff liegt, wächst in dem Maße, wie beides klar benannt oder beides im Ungefähren gehalten wird, hier die Probe auf die Stringenz zwischen Wort und Tat, dort die Provokation der noch verborgenen Entschlossenheit. Wichtig ist nur die Abhängigkeit vom eigenen Verhalten, das letztlich entscheidet, ob die Andeutung übersetzt wird in die Aktion. Beim Versprechen ist es umgekehrt: Es operiert zweifach mit Gewissheit und signalisiert Festigkeit vor allem im Inhalt wie in der Zuverlässigkeit der eigenen Absichten. Nur dass unsicher bleiben muss, ob der Gang der Dinge das wirklich zulassen wird. Drohung und Versprechen fordern beide den Glauben heraus, der sich als Furcht artikulieren wie als Vorfreude zeigen kann.