Gott fehlt

Man könnte die reduzierte gesellschaftliche Funktion der Religion in die Aufgabe legen, dass sie – wenn sie schon nicht mehr scham- und verlegenheitsfrei von seiner Gegenwart zu reden sich traut – uns erinnert, wo und wie sehr uns Gott fehlt. Auch das wäre im besten Fall eine Predigt aus dem Geiste negativer Theologie, die zwar nicht tröstet, aber Sehnsüchte zu erwecken vermag. Gott fehlt, das ist ein Satz jenseits von Ignoranz und Gleichgültigkeit, der zudem offen ist für die größte aller Irritationen: dass er eine Beschreibung darstellt für sein Gegenteil, Gott ist da.