Hast du Töne?

Seit den Anfängen der Zwölftontechnik fremdelt das Publikum mit dieser Art musikalischer Komposition. Auch diesmal finden sich etliche im Konzertsaal, die noch während der Aufführung ihren Platz verlassen und murmelnd zum Ausgang streben, empört das Haupt erhoben, als hätte sie der Tonsetzer mit seinem Werk persönlich beleidigt. Unvermittelt flüstert die Nachbarin mitten in eine folgenreiche Verschiebung von Oberton-Akkorden: „Von welchem Instrument stammt dieses Geräusch?“ Schon will man in Gedanken den Begriff korrigieren und statt vom technischen „Geräusch“ über den „Ton“ oder über „Klänge“ reden, da merkt man, dass nicht nur die Hörgewohnheiten herausgefordert werden durch die neue Musik. Was anders klingt, muss anders benannt und gedacht werden: Das „Geräusch“ ist der hohen analytischen Kompositionskunst wohl näher, als es jeder andere Ausdruck sein könnte, der dem gewohnten melodiösen Arrangement gewissenhaft entsprechen will.