Heiligenbilder

Das Zwischenreich der Heiligen, die als bessere Ausgabe des Menschen geadelt in die Rolle des Fürsprechers gedrängt sind, der bei der himmlischen Obrigkeit ein gutes Wort einlegt für den verblendeten oder schwachen Sünder, ist konstruiert aus befremdlichen Elementen einer Angsthierarchie, die allenfalls noch in schlecht geführten Unternehmen vorkommt: ein zorniger Chef, der vom netten Bereichsleiter besänftigt werden muss, weil der Lehrling mal wieder Mist gebaut hat. Das sind nicht die Vorstellungen, durch die eine Religion in der Moderne bestehen kann. Nicht über die Anrufung, Fürbitte zu leisten, sondern als Vorbilder der Souveränität, als stellvertretend Leidende, als unbedingt liebende Menschen, denen es im Letzten nie um sich ging, verdienen sie Anerkennung. Die oft peinliche Verehrungsfolklore aus Aberglaube, Voodoozauber oder Devotionalien bildet einen trüben Bodensatz aus Irrationalität, die zwar jede Religion lebendig hält, welche aber in einer Welt keine Zukunft hat, die darum ringt, ihr eigenes Potenzial an Unvernunft nicht ständig zum Widervernünftigen hin unterbieten zu müssen, sondern sich aufrichten ließe von dem, was mehr als vernünftig genannt zu werden verdiente.