Hundeklavier

Wenig bekannt ist, dass die Seerechtsexpertin und Meereskundige Elisabeth Mann Borgese, das jüngste Kind des Schriftstellers Thomas Mann, auch ein Diplom als Konzertpianistin besaß. Noch als Jugendliche ist sie die siebzig Kilometer zwischen Zürich und Basel mit dem Fahrrad gefahren, um Unterricht zu nehmen bei Rudolf Serkin, der wie so viele Künstler in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in die Nordschweiz emigriert war. Die Begeisterung für die Musik, vor allem von Wagner, konnte sich jedoch nie zu einem professionellen Tun auswachsen. Da gab es später anderes wie die weltumspannenden Ozeane, was ihre Leidenschaft in Anspruch nahm. Oder die Haushunde. Denen erteilte sie Unterricht, auch im Pianospiel. Ja, sie ließ eigens für die Vierbeiner ein Instrument bauen, das tiefergelegt war und große Tasten besaß. Auf dem kehrte die Lust am Vortrag wieder und die Liebe zum Komponisten vom Grünen Hügel in Bayreuth. Mit dem talentiertesten ihrer Hunde spielte Elisabeth Mann Borgese Passagen aus Wagner-Opern, sie mit der linken Hand, das Tier mit der Schnauze.