Kranker Menschenverstand

Eine „Revolution des gesunden Menschenverstands“ hat der amerikanische Präsident ausgerufen, nicht nur wider wokeness als Leitkultur. Seine Berufung auf das, was seit alters der „gemeine Verstand“ heißt und sich als sensus communis, als Gemeinsinn, einen politischen und moralisch guten Namen gemacht hat, wurde allerdings schon früh und zurecht mit Vorsicht wie Skepsis bedacht. So beginnt der Philosoph René Descartes seinen „Discours de la Méthode“ zwar, indem er bemerkt, dass dieser bon sens „die bestverteilte Sache der Welt“ sei, aber, bemerkt er, nicht zuletzt der Unmenge an Unsinn, Täuschung und Lüge wegen genüge es halt nicht, „gesunde Geisteskräfte zu haben“. Die Hauptsache sei vielmehr, „sie gesund zu gebrauchen“.* Und genau daran fehle es allenthalben. Man kann mit gesundem Menschenverstand die Welt krank machen.

* Discours de la Méthode 1.1